Die Aroniabeere – oder die Eiszeitbeere wird zum Gesundheitsbooster

Im Bernischen Oberaargau wächst auf den sanften Hügeln, die von kleinen Wäldern durchzogen sind, eine Frucht, die ihre Wurzeln in der Eiszeit hat: die Aroniabeere. Die «Eiszeitbeere» ist bekannt für ihre Fähigkeit, extremen Temperaturschwankungen zu trotzen. Regula Minder und ihre Familie haben es sich zur Aufgabe gemacht, diese robusten Beeren in Bio-Qualität anzubauen. Sie besetzen damit eine Marktnische, die sich durch Qualität und Nachhaltigkeit auszeichnet.

Die Geschichte des ernsthaften Aroniabeeren-Anbaus auf dem Hof beginnt im Jahr 2012. Minders waren auf der Suche nach einer geeigneten Kultur für ihr Land. Ursprünglich hatten Regula und Christian andere Pflanze – beispielsweise die Gojibeere – in Erwägung gezogen. Doch die Aroniabeere erwies sich als ideal für die Bedingungen auf ihrem Hof. Aber die Beere hat auch Feinde. «Besonders der hohe Wasserbedarf und die Bedrohung durch die Kirschessigfliege sind kritisch im Aronia-Anbau», erklärt Regula Minder. Um die Schädlinge fernzuhalten, hat die Familie ein ausgeklügeltes System von Fallen entwickelt, das den Befall durch die Kirschessigfliege minimiert. «Wenn es genug Brombeeren im Wald hat, bleiben die Kirschessigfliegen da. Diese faulen Kreaturen haben nämlich «Bromi» noch lieber, berichtet sie mit einem Schmunzeln.

«Besonders der hohe Wasserbedarf und die Bedrohung durch die Kirschessigfliege sind kritisch im Aronia-Anbau.»

Regula Minder, Bio-Hof Minder, Minder’s Aronia

Nach einem kurzen Spaziergang durch die malerische Landschaft, vorbei an den ersten Testfeldern, auf denen 2010 die ersten Aroniabeeren angebaut wurden, erreichen wir das Hauptfeld. Hier wachsen die Beeren, umgeben von Wald und Bäumen. Sie bieten dem Feld einen natürlichen Schutz. Die Ernte der Beeren erfolgt ausschliesslich von Hand, das steile Gelände macht den Einsatz von Maschinen unmöglich.

Regula erklärt mir das einfache, aber effektive Erntesystem Marke «Eigenentwicklung»: Die fleissigen Hände der Erntehelfenden sammeln die guten und schlechten Beeren in getrennten Kesseln, die mit einer Schraube verbunden sind. So werden viele Laufwege eingespart und die Hühner der Minders können sich auf die nicht so schönen Beeren freuen. Diese Arbeit erfordert nicht nur körperliche Anstrengung, sondern auch ein geschultes Auge und Fingerspitzengefühl.

Die Verarbeitung der Beeren ist eine handwerkliche Meisterleistung. Sie ist geprägt vom Erfindergeist und der Innovationsfreude der Familie. Regula‘s Söhne entwickelten spezielle Maschinen, die den Verarbeitungsprozess effizient und schonend gestalten. Besonders beeindruckend ist die Laub-Aussortiermaschine: Sie arbeitet mit einem Band, das von einer Akkubohrmaschine angetrieben wird. Die Beeren laufen über das Band, während Druckluft das Laub wegbläst. Danach werden die Beeren noch einmal manuell sortiert, bevor sie in die nächste Verarbeitungsstufe gelangen.

Diese Arbeitsteilung und Spezialisierung ermöglicht es der Familie, die Beeren auf vielfältige Weise weiterzuverarbeiten. Die Produktepalette, die Familie Minder aus den Aroniabeeren herstellt, ist beeindruckend: Saft, getrocknete Beeren, Konfitüre, einen balsamico-ähnlichen Essig, Crumble fürs Müesli, Pulver, Kräutersalz… Ja, sogar Tee entsteht, und zwar unter anderem aus den Aroniabeerenblättern. All das passiert in liebevoller Handarbeit direkt auf dem Hof. Besonders bemerkenswert ist das Kräutersalz mit Aroniabeeren: Beim Kontakt mit Säure verändert es die Farbe und sorgt so für optische Highlights in der Küche. «Die meisten dieser Produkte habe ich für unseren Marktstand am Bärner Bio-Märit entwickelt. Ich brauchte ja eine Auswahl. Im ersten Bio-Märit-Jahr hatten wir nur Saft und die Beeren», erzählt Regula.

Die handwerkliche Herstellung der Produkte ist nicht nur arbeitsintensiv, sondern auch ein Ausdruck der Hingabe, mit der Familie Minder ihren Hof betreibt. Während der intensiven Erntezeit im August und September arbeiten sie unermüdlich, um sicherzustellen, dass nur die besten Beeren verarbeitet werden. Die Trocknung kann bis zu vier Tage in Anspruch nehmen. Sie ist ein wichtiger Bestandteil dieses Prozesses, ebenso die Verarbeitung des Pressrückstands nach der Saftherstellung zu einem wertvollen Pulver. Dieses kann einem Müesli, Joghurts oder Proteinshakes zugegeben werden.

«Die Maschinen haben meine Söhne gebaut und die Etikette hat meine Tochter gestaltet.»

Regula Minder, Bio-Hof Minder, Minder’s Aronia

Ein ebenso wichtiger Punkt wie die Herstellung, ist die Vermarktung der Aroniabeerenprodukte. Mit einer klaren Vision bietet Regula ihre Produkte auf Märkten in Bern und Langnau sowie in ausgewählten Bio-Läden an. Die Etiketten sind einzigartig gestaltet und erzählen die Geschichte des Hofes. «Die Maschinen haben meine Söhne gebaut und die Etikette hat meine Tochter gestaltet», macht die stolze Mutter Regula klar. Mit Probieraktionen und der Rücknahme ablaufender Produkte schaffen die Minders Vertrauen bei den Bio-Detailhändlern, die zu ihren wichtigen Partnern gehören. .

Der Schritt in den biologischen Anbau war für die Familie eine Herzensangelegenheit. Diese Überzeugung zieht sich durch alle Bereiche ihrer Arbeit. Bereits in den 90er-Jahren hatten sie den Mut, den Hof auf Bio umzustellen. Zwar mussten sie wegen wirtschaftlichen Schwierigkeiten vorübergehend zur konventionellen Landwirtschaft zurückkehren. Doch mit den Aroniabeeren kam auch der definitive Schritt zurück zu Bio. Für Familie Minder macht Bio bei diesen Beeren besonders viel Sinn: Im konventionellen Bereich sind nämlich Anbaumethoden zugelassen, die sich negativ auf die Qualität der Beeren auswirken können.

Die gesundheitlichen Vorteile der Aroniabeeren sind vielfältig und wissenschaftlich gut dokumentiert. Aroniabeeren sind reich an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen und enthalten OPC, ein starkes Antioxidans, das zahlreiche positive Wirkungen auf den Körper haben soll. Regula berichtet von Kundinnen und Kunden, die durch den regelmässigen Konsum ihrer Produkte Verbesserungen in ihrer Gesundheit erfahren haben – von besserer Haut hin zu einem gestärkten Immunsystem. Diese Rückmeldungen sind für die Familie eine Bestätigung, dass ihre Arbeit nicht nur gut schmeckt, sondern auch guttut.

Nach einem langen Tag auf dem Hof habe ich die Gelegenheit, einige der mit so viel Liebe und Sorgfalt hergestellten Produkte zu probieren. Regula bietet mir ein Dessert an, das aus verschiedenen Aroniabeerenprodukten besteht. Der Geschmack ist einzigartig – eine harmonische Mischung aus Süsse und der typischen, leicht bitteren Note der Beeren. Hätten die Minders noch Kapazität für ein Hof-Café, wäre dieser Gaumenschmaus sicherlich der Bestseller.

Als ich den Hof verlasse, bin ich beeindruckt von dem, was ich erlebt habe. Der Besuch bei Familie Minder war mehr als nur eine Visite auf einem landwirtschaftlichen Betrieb. Es war eine Entdeckungsreise in die Welt der Aroniabeeren, die hier mit viel Leidenschaft und Innovation zu hochwertigen Produkten verarbeitet werden. Es ist die Geschichte einer Familie, die trotz Herausforderungen zusammenhält und ihre Vision von nachhaltiger Landwirtschaft mit Erfolg lebt. Jeder Bissen und jeder Schluck ihrer Produkte erzählt diese Geschichte. Das macht sie besonders. Der Hof Minder verbindet traditionelles Handwerk, moderne Technik und eine klare Vision: Hand in Hand schaffen sie nachhaltige Produkte, die nicht nur gesund sind, sondern auch die Umwelt schonen. Das Streben nach Qualität, Nachhaltigkeit und das Wohl der Kundschaft ist in jedem Produkt spürbar.