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1978 hattet ihr den elterlichen Betrieb auf Bio umgestellt. Was waren die Gründe für die Umstellung?

Mein Vater hat immer «Vollgas» konventionell gearbeitet. Irgendeinmal hatten wir jedoch festgestellt, dass es unseren Böden nicht mehr gut ging. Ein Berater hatte uns dann vorgeschlagen, mit einer Spezialbewilligung ein besonderes Bodengift einzusetzen. Da haben wir gemerkt: Es gibt einen Fehler im System.

Gleichzeitig hatten wir viele studierte Verwandte, die uns an Weihnachten jeweils kritische Fragen zum Einsatz von Chemikalien stellten. Mit der Zeit gingen uns plausible Antworten aus. Das war der Moment, ab dem wir uns ernsthaft mit der Umstellung zu beschäftigen begannen.

Hattest du damals Vorbilder?

Ich konnte parallel zu meiner landwirtschaftlichen Ausbildung in Zollikofen auf dem Möschberg bei Hans Müller Kurse zu biologischem Landbau besuchen. Dr. Müller, wie wir ihn immer nannten, ist der eigentliche Gründervater der Bio-Ladwirtschaft in der Schweiz. Als Lehrer und Politiker entwickelte er gemeinsam mit seiner Frau Dr. Marie Müller und dem Arzt, Bakteriologen und Bodenkundler Dr. Hans Peter Rusch die Methode des organisch-biologischen Anbaus. Er hat mich geprägt und von ihm habe ich sehr viel gelernt.

Er hat beispielsweise gesagt: «Wenn man die Gülle verfaulen lässt, wirkt sie giftig für den Boden. Man muss einen Prozess anstossen, der die Fäule verhindert und die Stoffe umbaut.» Seither belüfte ich die Gülle und sie wird nicht mehr faul. Der Boden ist mir dankbar dafür!

«Mir war es egal, was andere Leute dachten. Aber auch ich musste blöde Sprüche hören.»

Samuel Otti, Bio-Bauer und Bio-Pionier

«Mir war es egal, was andere Leute dachten. Aber auch ich musste blöde Sprüche hören.»

Samuel Otti, Bio-Bauer und Bio-Pionier

«Mir war es egal, was andere Leute dachten. Aber auch ich musste blöde Sprüche hören.»

Samuel Otti, Bio-Bauer und Bio-Pionier

Mit welchen Herausforderungen hatten junge Bio-Bäuerinnen und -Bauern in der Anfangszeit zu kämpfen?

Von den Amtsstellen wurden wir nicht gut behandelt. Wir wollten «Bio» auf den Produkten deklarieren, um sie gegen Missbrauch zu schützen. Dr. Müller, der damalige Präsident des Bio-Gemüsevermarkters AVG (Anbau- und Verwertungsgenossenschaft; Anm. der Red.) hatte 1971 beim Bundesamt für Gesundheit den entsprechenden Antrag gestellt. Doch der Antrag wurde abgelehnt und der Begriff «biologisch» in Zusammenhang mit Lebensmitteln wurde sogar verboten!

Das war ein Dämpfer für uns. Die verschiedenen Bio-Organisationen, die es damals gab, haben sich daraufhin zusammengeschlossen und eigene Richtlinien erarbeitet. Erst in den 1990er-Jahren wurde Bio in der Lebensmittelgesetzgebung aufgenommen und geschützt. Das war ein grosser Meilenstein.

Ein grosser und wichtiger Kampf war auch die Einführung von verbindlichen Standards für eine Bio-Berufslehre in der Landwirtschaft. Unsere ersten Lernenden wurden bei der Ausbildung und den Prüfungen zum Teil noch regelrecht ausgegrenzt. Mein Bruder wurde beispielsweise vom Prüfungsexperten gefragt, welchen N-Kunstdünger er in der vorliegenden Kultur einsetzen würde. Als er ihm antwortete, er sei Bio -Bauer und würde keinen N-Kunstdünger brauchen, erwiderte der Experte «das ghören i gar nid gärn!». Entsprechend schlecht fiel dann auch seine Note aus.

Die Ausbildungsverantwortlichen der Verbände hatten uns sehr lange quasi «am ausgestreckten Arm verhungern lassen». Darum mussten wir aus unseren regionalen Biobauerngruppen heraus kantonale Biovereine gründen. Erst dann hatten wir auch eine genügend grosse politische Macht, um eine biologische Berufslehre durchzusetzen.

Bio war damals für viele noch unbekannt. Wie waren die Reaktionen auf eure Umstellung?

Wir wurden im Dorf lange angefeindet. Meinen Vater hat das belastet. Mir war es egal, was andere Leute dachten. Aber auch ich musste blöde Sprüche hören. Wenn wir beispielsweise mit der Feuerwehr ein Bier trinken gingen, lachten die Kollegen und sagten: «Sämu, das Bier ist nicht Bio». Ich lachte halt einfach mit. Und so hörten mit der Zeit die Sprüche und Anfeindungen auf.

«Jeder Spinner wird von einem inneren Feuer angetrieben.»

Samuel Otti, Bio-Bauer und Bio-Pionier

Würdest du rückblickend immer noch denselben Weg einschlagen?

Ja! Je länger ich in der Landwirtschaft tätig bin, desto überzeugter bin ich, dass «Bio» das Richtige ist..

Würdest du rückblickend immer noch denselben Weg einschlagen?

Ja! Je länger ich in der Landwirtschaft tätig bin, desto überzeugter bin ich, dass «Bio» das Richtige ist..

Würdest du rückblickend immer noch denselben Weg einschlagen?

Ja! Je länger ich in der Landwirtschaft tätig bin, desto überzeugter bin ich, dass «Bio» das Richtige ist..

«Jeder Spinner wird von einem inneren Feuer angetrieben.»

Samuel Otti, Bio-Bauer und Bio-Pionier

«Jeder Spinner wird von einem inneren Feuer angetrieben.»

Samuel Otti, Bio-Bauer und Bio-Pionier

Was motiviert dich heute noch?

Jeder Spinner wird von einem inneren Feuer angetrieben. Ich bin immer noch hochmotiviert und spüre ein inneres Feuer für die Bio-Landwirtschaft. Ich muss die Erde spüren und riechen. Der Geruch von frisch gegrabenen Kartoffeln, der Geruch der Erde nach dem Pflügen… Das kann man nicht beschreiben – das ist einfach grandios. Wenn ich das rieche, fühle ich mich lebendig.

Welcher Moment bei deiner Arbeit in der Bio-Landwirtschaft erfüllt dich mit dem meisten Stolz?

Es gibt immer wieder besondere Momente. Ich habe eine riesige Freude, wenn ich schöne Tomaten ernte, ein Feld mit Kürbissen sehe oder den Kühen beim Fressen zuhöre und zuschaue. Niemand ausser Wiederkäuer kann Gras verwerten. Das fasziniert mich an diesen Tieren.

Was bereitet dir aktuell Sorgen?

Die jungen Bauernleute von heute sind viel vorsichtiger und weniger risikobereit, als wir es waren. Die Sicherheit durch Direktzahlungen und gute Nebenverdienste sind ihnen wichtig. Das bremst das unternehmerische Denken und Handeln.

Was bereitet dir aktuell Sorgen?

Die jungen Bauernleute von heute sind viel vorsichtiger und weniger risikobereit, als wir es waren. Die Sicherheit durch Direktzahlungen und gute Nebenverdienste sind ihnen wichtig. Das bremst das unternehmerische Denken und Handeln.

Was bereitet dir aktuell Sorgen?

Die jungen Bauernleute von heute sind viel vorsichtiger und weniger risikobereit, als wir es waren. Die Sicherheit durch Direktzahlungen und gute Nebenverdienste sind ihnen wichtig. Das bremst das unternehmerische Denken und Handeln.

«Je länger ich in der Landwirtschaft tätig bin, desto überzeugter bin ich, dass ‘Bio’ das Richtige ist.»

Samuel Otti, Bio-Bauer und Bio-Pionie

«Je länger ich in der Landwirtschaft tätig bin, desto überzeugter bin ich, dass ‘Bio’ das Richtige ist.»

Samuel Otti, Bio-Bauer und Bio-Pionie

«Je länger ich in der Landwirtschaft tätig bin, desto überzeugter bin ich, dass ‘Bio’ das Richtige ist.»

Samuel Otti, Bio-Bauer und Bio-Pionie

«Je länger ich in der Landwirtschaft tätig bin, desto überzeugter bin ich, dass ‘Bio’ das Richtige ist.»

Samuel Otti, Bio-Bauer und Bio-Pionie

Und was macht dir Hoffnung?

Auch wenn die Jungen vorsichtiger und weniger risikobereit sind, machen sie mir gleichzeitig auch Hoffnung. Sie können viel schneller auf neue Herausforderungen reagieren und die Chancen der Digitalisierung und der neuen Technologien nutzen. Die Landwirtschaft wird in Zukunft mit vielen Herausforderungen konfrontiert sein. Ich traue den Jungen aber absolut zu, dass sie diese Herausforderungen erfolgreich anpacken.

Was wünscht du dir für die Zukunft der Bio-Landwirtschaft?

Ich wünsche mir, dass mehr über positive Beispiele gesprochen und aufgezeigt wird, was gut läuft und nicht nur, was schlecht ist. Von guten Beispielen sollte man lernen. Sie sind motivierend. Ich produziere auf vier Hektaren Land Freilandgemüse und das ohne künstliche Bewässerung. Dank gutem und gesundem Boden gelingt es uns, auch in trockenen und heissen Sommermonaten qualitativ einwandfreies Gemüse zu produzieren. Mein Wissen und meine Erfahrungen gebe ich gerne an Interessierte weiter.

Das ist Samuel Otti

Samuel Otti (1960), stellte Ende der 1970er-Jahre zusammen mit seinen Eltern und dem Bruder den elterlichen Betrieb um, der jetzt von seinem Bruder geführt wird. Selbst hat Samuel Otti 1989 zusammen mit seiner Frau einen Betrieb im gleichen Dorf übernommen. Dort produziert er Gemüse. Bis vor Kurzem lieferte er auch noch Milch ab, die in der Dorfkäserei zu Bio-Käse verarbeitet wurde.

Das ist Samuel Otti

Samuel Otti (1960), stellte Ende der 1970er-Jahre zusammen mit seinen Eltern und dem Bruder den elterlichen Betrieb um, der jetzt von seinem Bruder geführt wird. Selbst hat Samuel Otti 1989 zusammen mit seiner Frau einen Betrieb im gleichen Dorf übernommen. Dort produziert er Gemüse. Bis vor Kurzem lieferte er auch noch Milch ab, die in der Dorfkäserei zu Bio-Käse verarbeitet wurde.

Das ist Samuel Otti

Samuel Otti (1960), stellte Ende der 1970er-Jahre zusammen mit seinen Eltern und dem Bruder den elterlichen Betrieb um, der jetzt von seinem Bruder geführt wird. Selbst hat Samuel Otti 1989 zusammen mit seiner Frau einen Betrieb im gleichen Dorf übernommen. Dort produziert er Gemüse. Bis vor Kurzem lieferte er auch noch Milch ab, die in der Dorfkäserei zu Bio-Käse verarbeitet wurde.

Das ist Samuel Otti

Samuel Otti (1960), stellte Ende der 1970er-Jahre zusammen mit seinen Eltern und dem Bruder den elterlichen Betrieb um, der jetzt von seinem Bruder geführt wird. Selbst hat Samuel Otti 1989 zusammen mit seiner Frau einen Betrieb im gleichen Dorf übernommen. Dort produziert er Gemüse. Bis vor Kurzem lieferte er auch noch Milch ab, die in der Dorfkäserei zu Bio-Käse verarbeitet wurde.

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