
Rund ein Viertel der Landwirtschaftsbetriebe in der Schweiz Direktvermarktung. 10 Jahren zuvor war es noch rund jeder zehnte. Das ist eine enorme Steigerung und aus Sicht der Betriebsleitenden eine erfreuliche Situation. Die Direktvermarktung gibt den Betrieben die Möglichkeit, die Wertschöpfung auf ihren regionalen Lebensmitteln durch die eigene Verarbeitung und Vermarktung zu behalten sowie eine entsprechende Preispolitik zu gestalten. Sie werden von Produzierenden zu Handelnden und Verkaufenden. Für diesen Schritt der Direktvermarktung braucht es ein gewisses Verkaufsflair und Know-how. Und klar: Die entsprechenden Strukturen müssen aufgebaut werden. So könnte man sagen, dass die Direktvermarktung der heutige Schlüssel zum Erfolg ist. Oder etwa doch nicht?
Nicht alle setzen auf Direktvermarktung
Es gibt grundsätzlich vier verschiedene Direktvermarktungsangebote: Gemüseabonnemente, Marktstände, Hofläden und Onlineshops. Häufig bedienen Höfe mehrere Direktvermarktungskanäle. In der Regel macht jedoch ein einzelner Kanal die eigentliche Vermarktungsstrategie aus. Positiv dabei: Es gibt keinen Produktionsdruck durch Verträge mit Abnehmern. Klingt genial! Aber warum ist dann der Marktwert der Direktvermarktung nicht grösser?
Gerade in der Bergzone ist die Direktvermarktung gemäss Faire Märkte Schweiz teilweise die letzte Möglichkeit, den Betrieb zu retten. Kleinbauernbetriebe haben oft Mühe, im klassischen Handel existenzsichernde Preise zu erzielen. Und trotz eines steigenden Bewusstseins der Konsumierenden stagniert der Markt in den letzten Jahren.
Tristesse im Biomarkt
Im Biomarkt sieht die Lage besonders düster aus. Gemäss Bio Suisse ist der Bio-Direktvermarktungssektor sehr klein (Marktanteil: 4.5%), und weil der Umsatz im Jahr 2023 sogar um 11.3% gesunken ist, kann man sagen, dass die Bio-Direktvermarktung momentan als Verlierer dasteht.
Die beiden Bio-Marktführerinnen mit Marktanteilen von 42.5% (Coop) und 32.8% (Migros) zeigen, dass die Konsumierenden Bio-Produkte vermehrt im Detailhandel einkaufen. Hinzu kommt, dass die Raumplanung den innovativen Betrieben Grenzen setzt, weil die Verarbeitung von eigenen Produkten nur bis zur ersten Verarbeitungsstufe zonenkonform ist. Dass innovative Direktvermarktung trotzdem funktionieren kann, zeigt das Modell «Gemüseabo».
Vielfalt Gemüseabo
Seit 2010 gibt es in der Stadt Bern den Verein «Bioabi» – die eigentlichen «Eltern» des ersten Gemüseaboangebots in der Stadt Bern. Seither sind viele Mitbewerbende auf dem Markt und diese Art der Direktvermarktung hat gerade in den Corona-Zeiten einen regelrechten – auch wenn nur kurzfristigen – Boom erfahren. Mittlerweile buhlen in der Stadt Bern über 20 solche biologische Abo-Direktvermarktungsangebote um die Gunst von Kundinnen und Kunden. Davon bieten 18 Höfe ein Gemüseabo mit monatlicher Zahlung und die restlichen ein Abo mit jährlicher Zahlung an. Praktisch alle legen neben dem Gemüse noch zusätzliche Produkte wie Milch, Käse, Eier, Fleisch oder Trockenprodukte in die Gemüsetasche.
Die Preisspanne für das Gemüseabo liegt zwischen 10 und 60 Franken und variiert neben der Gesamtmenge auch in der Anzahl verschiedener Gemüsesorten pro Lieferung. Das entspricht vor allem den Bedürfnissen, neue Gemüsessorten zu entdecken, weniger Einkaufsentscheidungen treffen zu müssen oder die schweren Tragtaschen für Wocheneinkäufe nach Hause geliefert zu bekommen.
So findest du Direktvermarktungsangebote
Wer nun Lust hat, ein Gemüseabo auszuprobieren, hat hier eine Übersicht der Angebote rund um die Stadt Bern. Die Palette ist breit und reicht von simplen, saisonalen Gemüseabos bis hin zu professionell geführten Online-Shops. Viele der Anbietenden haben ein Test- oder Schnupperabo. Einige dieser Betriebe sind ebenfalls regelmässig «zMärit». Und falls Hofläden für dich eher in Frage kommen, dann findest du hier eine schweizweite Übersicht.
Ä Guätä!
Stadt Bern & Umgebung:
Abo-Angebote
Bioabi: 3000 Bern
Frisches.ch: 3027 Bümpliz
Kooperation Feldmoos: 3173 Köniz
Stadteier: 3005 Bern
Stiftung Bächtelen: 3084 Waberneren
Öpfelchaspar: Region Bern
Vivaconterra: Region Bern
Region Bern: Abo-Angebote
Biobouquet: 4922 Thunstetten
Biogmües-Abo: 4578 Bibern
Biogemüse MAURER: 3264 Diessbach
Eggraben: 3419 Biembach im Emmental
Hübeli Gmües-Abo: 3283 Kallnach
Legummes: 3147 Mittelhäusern
Märitkorb Bio-Blaser: 3323 Bäriswil
natürlichMoser: 3324 Hindelbank
Tomaterei: 3622 Homberg
Lieferung regionaler Lebensmittel direkt nach Hause
Rund 70% dieser Angebote liefern die Taschen vor die Haustüre. Die restlichen haben Depotstandorte. Auf der Gegenseite entsteht für die Konsumierenden ein gewisser Verarbeitungsdruck, da die nächste Lieferung schon bald wieder ins Haus kommt. Hinzu kommt meist eine sehr beschränkte Gemüseauswahl im Winter.
