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Als ich in Oberdiessbach ankomme, hängt der Nebel ziemlich tief. Ein trüber Herbsttag. Sobald ich die Räumlichkeiten von New Roots betrete, ist dieser Nebel allerdings wie weggeblasen: Es herrscht bereits ein reger Austausch und das Programm tönt vielversprechend. Bis zum Start der Veranstaltung finden sich schliesslich etwa 50 Personen im hauseigenen Auditorium von New Roots ein, die sich für die veganen Schweizer Molkereiprodukte aus Bio-Lupinen interessieren.

Innovative Schweizer Wertschöpfung für vegane Molkereiprodukte

Die Anwesenden werden vom Geschäftsführer Freddy Hunziker begrüsst. Die Spannung steigt, auf das, was noch alles kommen mag. Ziel von New Roots ist es schliesslich, den Anbau von lokalen Rohstoffen für die Herstellung ihrer veganen Molkereiprodukte zu fördern. Dazu ist das Unternehmen auf der Suche nach möglichen Produzentinnen und Produzenten von Bio-Lupinen. Ihre Vision ist es, lokale Rohstoffe aus dem eigenen Landwirtschaftsprojekt mit Schweizer Landwirtinnen und Landwirten zu erhalten und die Wertschöpfungskette in der Schweiz zu schliessen.

Aus den Bio-Lupinen sollen pflanzliche Molkereierzeugnisse entstehen. Traditionen sollen dabei allerdings unbedingt erhalten bleiben. Freddy Hunziker unterstreicht klar, dass «Lebensmittel mit sehr vielen Emotionen verbunden sind». Deshalb will New Roots weitere vegane, traditionell gereifte Schweizer Molkereiprodukte entwickeln.

«Lebensmittel sind mit sehr vielen Emotionen verbunden».

Freddy Hunziker, Geschäftsführer, New Roots

Für New Roots produzieren?

Bist du Produzentin oder Produzent und hast du Interesse, dich im Jahr 2025 im Anbau von Lupinen zu versuchen? Dann melde dich gerne unter info@newroots.ch.

Lokale Rohstoffe: Mit Bio-Lupine zum Käse von Morgen

Um zu einem sensorisch und qualitativ hochwertigen Produkt zu gelangen, braucht es einiges an Forschung und Entwicklung – und erst recht ein starkes Team. Bei New Roots wird auf Bio-Lupinenmilch als Basis gesetzt. Daraus können dann unterschiedliche Produkte entstehen. Diese Produkte sind aber immer nur so gut, wie die Lupinenmilch, aus der sie geschaffen werden. Aktuell wird bei New Roots an einer Halbhartkäse-Alternative auf der Basis von Lupinen getüftelt.

Freddy Hunziker weist darauf hin, dass es New Roots ein grosses Anliegen ist, eine Gemeinschaft mit Landwirtinnen und Landwirten und Käsereien zu bilden. Käseherstellungstraditionen und Infrastrukturen sollen beibehalten werden können. Ganz in diesem Sinne geht auch die Veranstaltung weiter: Es folgen mehrere Einblicke von Expertinnen und Experten in unterschiedliche Aspekte. Die Themen Innovation und die Suche nach neuen und kreativen Lösungsansätzen zieht sich dabei wie ein roter Faden durch alle Präsentationen.

Chancen nutzen und Herausforderungen innovativ lösen

Den Auftakt zum Präsentationsteil macht Franziska Herren von der «Initiative für eine sichere Ernährung». Sie erklärt, dass die Versorgung mit Lebensmitteln zu ungefähr der Hälfte vom Ausland abhängig ist. Hier müsste man ansetzen und mehr Lebensmittel auf Schweizer Landwirtschaftsfläche herstellen. Möglich wäre es. Dazu kommt, dass Hülsenfrüchte in den neuen Ernährungsempfehlungen des Bundes einen höheren Stellenwert einnehmen. Genau bei diesen Punkten setzt auch die Vision von New Roots an.

Elke zu Münster, Geschäftsführerin der Brotbüro GmbH, nimmt den Faden auf und teilt ihre langjährigen Erfahrungen und Perspektiven im Anbau von Bio-Lupinen. Sie weist auf verschiedene Herausforderungen hin, die mit dem Anbau von Lupinen einhergehen, geht auf den Anbau selbst ein, aber auch auf Themen wie Allergene und Alkaloide. Weiter gibt sie einen Einblick in unterschiedliche Verarbeitungsmöglichkeiten. Abgesehen von den Alternativen zu Milchprodukten von New Roots können aus Lupinen beispielsweise Brot, Lupinenkaffee, Fleischersatzprodukte oder Lupinenmehl hergestellt werden.

Danach stellt Florian Sisolefski, Projektleiter des Projekts TransFARMation vor, wie Landwirtschaftsbetriebe bei der Weiterentwicklung auf eine nachhaltige Landwirtschaft ohne Tiernutzung unterstützt werden. Er verfügt über wertvolle Erfahrung in der Weiterentwicklung und Veränderungen in der Landwirtschaft.

Claudio Bertocco ist als Anbauberater bei der Landi Seeland tätig. Auch er steigt ins Thema «Lupinen» ein und beleuchtet verschiedene Facetten des Lupinenanbaus im Seeland. Er teilt Impressionen vom Anbau einer Hektare Lupinen auf dem Betrieb von Philipp Joss in Salvenach. Dabei konnten wichtige Erkenntnisse gewonnen werden, beispielsweise welche Faktoren bezüglich der Standortwahl relevant sind, welche Vorkulturen sich als günstig erweisen und wie das Unkrautmanagement im Bio-Anbau gestaltet werden kann. Claude Winter, Projektleiter im Bereich Innovation bei der fenaco Lebensmittelindustrie freut sich über diese reproduzierbaren Faktoren zum erfolgreichen Lupinen-Anbau.: «Diese werden helfen, künftig mehr Proteine in der Schweiz produzieren zu können und die Brücke zwischen der fenaco und verschiedensten Unternehmen zu schlagen.»

Abschliessend erzählt Klaus Stucki seine persönliche und sehr authentische Geschichte, wie er als Käsermeister vom traditionellen Handwerk zur pflanzlichen Innovation gelangt ist und Teil von New Roots wurde, an deren Vision er von Anfang an glaubte.

Nur gemeinsam geht’s zur Käse-Alternativen aus Bio-Lupine

Während der anschliessenden Diskussion im Plenum werden nochmals einige Herausforderungen und mögliche Lösungsansätze besprochen. Wenn es beispielsweise darum geht, die Lupinensorte zu wählen, die sich am besten für die Herstellung der Käse-Alternativen eignet, müssen sowohl die Bedürfnisse der Lebensmittelproduzenten als auch diejenigen der Produzentinnen und Produzenten im Anbau der Lupinen mitberücksichtigt werden. Schliesslich soll ein grossartiges Bio-Produkt entstehen, welches die Konsumentinnen und Konsumenten begeistert und nachhaltig hergestellt werden kann.

New Roots: Ein Vorbild für einen fossilfreien Betrieb

Nach den Präsentationen und der Diskussion begeben wir uns auf eine Betriebsbesichtigung. Dort sehen wir unmittelbar, wo und wie die Milchprodukte-Alternativen hergestellt werden und erfahren mehr über den innovativen Herstellungsprozess. Nachhaltige . Der Betrieb funktioniert dabei ganz ohne fossile Energie. Und nach der Führung bleibt für uns alle Zeit für eine Degustation der vielfältigen und überzeugenden Produkte von New Roots und für das Netzwerken.

Über New Roots

New Roots ist eine vegane Molkerei. Sie bietet ethische und nachhaltige Alternativen zu Milchprodukten und erfindet die Traditionen von Morgen. Das Unternehmen wurde im Jahr 2015 von Freddy Hunziker und Alice Fauconnet gegründet. Angefangen hatte alles in ihrem Chalet in der Küche, wo die ersten veganen Käse-Alternativen hergestellt und auf dem Biomarkt in Thun verkauft wurden. Heute besteht das Team von New Roots aus 35 Personen. Hergestellt werden die Produkte in Oberdiessbach in der etwa 4’000m2 grossen Fabrik. Verkauft werden sie in der Schweiz und im angrenzenden Europa. New Roots hat ausserdem bereits mehrere international anerkannte Preise gewonnen, ist Finalist in den Green Business Awards 2025 und wurde kürzlich von der Bilanz als innovativste Firma der Schweiz 2025 ausgezeichnet.

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