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Schon die Vorbereitung der «Läset» ist eine wichtige Aufgabe («Rebenjahr Teil 3»). Es lässt sich dann schon abschätzen, wie die Erntemengen in etwa aussehen könnten. Diese sind je nach den klimatischen Bedingungen im Frühjahr und Sommer äusserst verschieden. Nach einem Vollertrag (wie 2023) können starke Frostschäden (wie 2024) die Ernte auf rund einen Fünftel schrumpfen lassen. Diese Unterschiede gilt es auszugleichen. Und auch entsprechend der zu erwartenden Qualität muss entschieden werden, ob es beispielsweise eher mehr Rosé oder Rotwein geben soll. Zudem muss in der Planung unbedingt den aktuellen Vorlieben der Weinkundinnen und -kunden Rechnung getragen und natürlich die bestehenden Weinvorräte im Betrieb mitberücksichtigt werden. Nicht nur die Erntemengen, sondern auch der Zuckergehalt – die Oechslegrade – sind in den AOC-Reglementen je nach Traubensorte und Standort klar reguliert und festgehalten.

Die AOC-Reglemente sind eine Massnahme zur Qualitätssicherung und Herkunftsgarantie: AOC steht in französischer Sprache für «Appellation d’Origine Contrôlée» – etwa «kontrollierte Herkunftsbezeichnung». Im Kanton Bern gibt es aufgrund von sehr unterschiedlichen geografischen und klimatischen Bedingungen im Kanton gleich drei davon: AOC Bern, AOC Bielersee und AOC Thunersee.

Den bestmöglichen Erntezeitpunkt bestimmen

Nachdem die Trauben die gewünschte Reife erlangt haben, was selbstverständlich nicht nur mit dem Messen von Oechslegraden, sondern auch von Auge und vor allem sensorisch kontrolliert wird, können die möglichen Erntezeitpunkte der verschiedenen Sorten bestimmt werden. Dabei kommt in der Regel eine rollende Planung zum Tragen, die Elemente wie die Abhängigkeit vom Wetter und von organisatorischen Gegebenheiten wie u.a. der Verfügbarkeit der benötigten Helferinnen und Helfer zwingend berücksichtigt.

Gesellige Momente geniessen

Sind die logistischen und organisatorischen Kriterien erfüllt und das Wetter spielt mit, geht es frühmorgens los mit der «Läset». Da wird Kiste um Kiste gefüllt, probiert und degustiert, diskutiert, erzählt, gelacht, ausgetauscht, ausgeholfen, neue Kontakte geknüpft, gegessen, und am Feierabend gemeinsam ein Glas Wein getrunken. Die Winzerinnen und Winzer, die den Wein selber keltern, verabschieden sich dann wieder in den Weinkeller zum Weiterarbeiten bis spät in die Nacht und freuen sich auf den wunderbar süssen Traubensaft, der frisch aus der Presse kommt und später im Jahr zu einem feinen Bio-Wein reift.

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