«Bern ist Bio» hat das vielseitige Projekt punkto Auswahl und Beschaffung von regionalen Bio-Produkten begleitet und ist den Beteiligten in Zusammenarbeit mit Bio Suisse beratend zur Seite gestanden.

Biel setzt mit dem neuen Label «Gesunde Ernährung» auf die Zusammenarbeit mit lokalen Bio-Produzentinnen und Bio-Produzenten und auf die Verwendung von frischen Produkten. Auf Plastik und schädigende Konservierungsarten wird verzichtet. Geliefert werden die Mahlzeiten seit Januar 2023 aus der vollständig umgebauten Produktionsküche im Alterszentrum Redern.

Wir wollten mehr zu Biel’s neuster Innovation wissen. Daniel Stäheli, Leiter Alterszentren der Stadt Biel ist uns Rede und Antwort gestanden.

Herr Stäheli, was sind die Beweggründe der Stadt Biel für die Umstellung auf eine regionale, nachhaltige und gesunde Ernährung?

Herr Stäheli: Einerseits die grosse Nachfrage nach Betreuung in den Schulen und an Mittagstischen. Die bestehenden Küchen in der Stadt Biel konnten diese Nachfrage nicht mehr abdecken, die Zulieferung durch externe Caterer war eine betriebliche Notwendigkeit. Im Fokus der Kritik standen die langen Transportwege, die Qualität des Essens und die Plastikverpackung. Eine Gemeindeinitiative forderte dann u.a. eine lokale Produktion mit Bio-Produkten. Das Ergebnis ist das nun gültige Reglement und ein umfassendes Projekt zur Erarbeitung einer nachhaltigen Mahlzeitenproduktion in der Stadt für die Stadt. Da die Küche im Alterszentrum so oder so neu gebaut werden musste, packten wir die Chance und realisierten dieses Projekt.

Bielerinnen und Bieler haben die Umsetzung dieses Reglements bei einer Abstimmung im 2021 mit 84% der Stimmen angenommen. Wie erklären Sie sich dieses Glanzresultat?

Dieses Projekt hat ja nur positive Aspekte. Die Produktion ist lokal, die Lieferwege sind kurz, die Produkte sind grösstenteils biologisch und aus der Region, die Zubereitungsart ist schonend und nährwerterhaltend, die bauliche und logistische Umsetzung ist ökologisch und nachhaltig. Und das Ganze generiert kaum Mehrkosten als zuvor. All dem kann man ja nur zustimmen.

Label Gesunde Ernährung

«Dieses Projekt hat ja nur positive Aspekte.»

Die Stadt hat sich für eine zentrale Produktionsküche im Alterszentrum Redern entschieden und damit für mehr Wertschöpfung im Kanton Bern. Was waren die Gründe für diesen Schritt?

Die Küche im Alterszentrum Redern war in die Jahre gekommen und musste sowieso nach neuem Standard konzipiert werden. Dies bot die Gelegenheit, eine stadtinterne Produktion der Lieferung durch ein privates Unternehmen gegenüberzustellen. Das Potential der städtischen Lösung und die Nutzung der Synergien gaben letztendlich den Ausschlag für das Alterszentrum. Wobei hier angemerkt werden kann: Es gab kaum lokale Bewerbungen. Die Produktion einer so grossen Anzahl an Mahlzeiten nach den vorgeschriebenen Kriterien stellte durchaus eine Hürde dar.

Seit anfangs 2023 werden die Mahlzeiten zentral in der Küche des Alterszentrum Redern zubereitet. Sie haben diesen Prozess eng begleitet: welche Herausforderungen und Highlights sind Ihnen geblieben?

Highlights gab und gibt es weiterhin viele

  • Faszinierend und zugleich unentbehrliche ist die Begeisterung, mit der sich alle Beteiligten einbringen und der Wille, etwas zu bewegen. So konnten wir dem Thema Nachhaltigkeit bei allen Prozessschritten möglichst grosse Bedeutung zukommen lassen.
  • Auch die Bewohnenden des Alterszentrums freuen sich über das Projektgeschehen und ab der neuen Küche mit feinen Mahlzeiten.
  • Und die Küche ist ein imposanter Produktionsbetrieb mit modernster Technik; die zu verarbeitenden Mengen sind beeindruckend.

Natürlich gab es auch Herausforderungen

  • Genug Bio- Gemüse, aus der Region zu beschaffen, ist eine nicht ganz einfache Aufgabe.
  • Herausfordernd war auch die Logistik: Es gilt pro Betriebswoche Material für rund 1300 Mahlzeiten pro Tag zu verschieben. Diese sind in unterschiedlichen Mengen und nach Kostformen zusammengestellt, zum Beispiel nach Allergien. So wandelte sich unser Spezialfahrzeug vom «normalen Kühlfahrzeug» in ein reines Elektrofahrzeug «nach Mass».
  • Nicht zu vergessen ist die grosse Umstellung für die Küchenteams und das Personal in den Tagesschulen und Kitas sowie der Aufbau einer neuen Küchencrew im Alterszentrum. Und am Schluss muss die ganze Sache ja auch finanziell aufgehen!

«Es gilt pro Betriebswoche Material für rund 1300 Mahlzeiten pro Tag zu verschieben».

Haben Sie seit der Umstellung auf mehr Bio und Regionalität bereits Rückmeldungen aus der Bevölkerung erhalten?

Bisher erhielten wir Fragen von Eltern zur Zusammensetzung der Mahlzeiten sowie viele positive Rückmeldungen.

Apropos «Regionalität»: Wo möglich werden die Waren aus einem Perimeter von 35km rund um Biel beschafft. Warum genau 35km? Und konnten Sie diese Anforderungen bisher erfüllen?

Das Reglement schreibt vor, dass die Lebensmittel soweit möglich von lokalen und regionalen Produzenteninnen und Produzenten beschaffen werden müssen. Die Projektgruppe setzte den Perimeter von 35km in Zusammenarbeit mit Fachleuten fest. Wichtiges Kriterium war, dass die erforderten Produkte in diesem Umkreis überhaupt verfügbar sind. Heute sehen wir, dass diese Anforderung für die frischen Produkte auch umsetzbar ist. Das Reglement kann demnach eingehalten werden. Zukünftig freuen wir uns auf viele aus regionalen Zutaten angereicherte Mahlzeiten!

Ihr Schlusswort?

Dieses Projekt hat mich beeindruckt. Mit allen Beteiligten haben wir es geschafft, rechtzeitig die verlangte Menge Mahlzeiten nach den vorgegebenen Kriterien auszuliefern. Und nun stecken wir bereits im kontinuierlichen Verbesserungsprozess und passen die Menus auf Grund diverser Rückmeldungen an. Gratulation und herzlichen Dank an sämtliche Personen, welche zu einem gelungenen Bieler Ernährungsprojekt mitgewirkt haben!

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Label Gesunde Ernährung Stadt Biel

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